Eine Erzählung von und für Mamas

Freitag, 11. Februar 2011

1. Good Morning Sunshine

Süß sind sie ja, ohne Frage, aber bis die sich endlich angezogen haben. Oder die Zähne geputzt. Und Schwupp ist es schon wieder 8.30 Uhr und wir müssten längst im Kindergarten sein, dort will man schließlich pünktlich anfangen. „Mama, ich muss noch aufs Klo!“ Schon wieder. Also gut, wieder raus aus der Schneehose und den matschigen Stiefeln, deren bockiger Reißverschluss mich jeden Morgen zur Weißglut bringt. Ach, und kaum dreht man sich mit Kind 2 um, rennt Kind 1 wieder ins Kinderzimmer, wildentschlossen die Jeans gegen ein Sommerkleid einzutauschen (wo hat sie das nur gefunden?).
8.36 Uhr, wir sitzen im Auto, mit Sommerkleid und Gummistiefeln. Mir doch egal, bei dem Wetter gehen die ja sowieso nicht raus! Die sieben Minuten Fahrt im Auto nutzen wir für ein kleines Pläuschchen, was heute so alles ansteht. Oder wir singen so wie heute ein Lied – irgendwie hab ich immer dieses starke Bedürfnis, die Kinder mit einem fröhlichen Gefühl, einem liebevollen letzten Eindruck in ihren Vormittag zu schicken. Das grantige „Kommt jetzt endlich, wir müssen loooos!“ und der vielleicht etwas zu ruppige Griff beim Einsteigen ins Auto müssen sofort wieder aus der Erinnerung gescheucht werden. Vor allem aus meiner. Stattdessen „Alle Vöglein sind schon da“ und Hand in Hand durch die Pfütze vorm Kindergarten springen. Wie im Bilderbuch, ist das nicht schön!
„Na, wenn die Mama dich bringt, kannst du wohl immer ein bisschen länger im Bett liegen bleiben!“ lächelt die Erzieherin mein unschuldiges Töchterchen zur Begrüßung an. Ja genau, und die Mama liegt nämlich IMMER ganz faul im Bett und lässt die Kinder alles selber machen, genau, die böse böse Mama. Ach, ich merk schon, irgendwie ist heut nicht mein Tag. Nur schnell raus hier und nach Hause. Wer will sich denn schon nach einer miesen Nacht (beim sechsten Mal aufstehen hab ich aufgehört zu zählen) mit Vollzeitpädagogen anlegen? Ich definitiv nicht. Ich spür direkt die Blässe und Augenringe, die ich auch jetzt noch, um mittlerweise 8.51 Uhr (da sitzen andere längst im Meeting!) mit mir herumtrage. Auch ich fühl mich nicht wohl dabei. Auch ich würde gern vor Elan und innerer Ausgeglichenheit leuchten, Komplimente für meinen strahlenden Teint kassieren und vor lauter Witz nur so sprühen. Vielleicht ein andern Mal. Vielleicht morgen. Jetzt heißt es erstmal: ab nach Hause und das Chaos beseitigen. Wer weiß, nicht dass in einer halben Stunde wieder Frau Michalski aus der 37b bei mir klingelt, nur mal so weil sie grad mit ihrem Spaniel eine Runde an der frischen Luft dreht. Um mir mitzuteilen, dass bei Greta die Rolläden noch unten sind. „Ich musste jetzt unbedingt klingeln, ist die Süße wohl krank? Bestimmt Magendarm, das geht ja grad rum! Weil das Fenster noch so dunkel ist.“ Am besten, ich mach gar nicht auf, falls es klingelt. Einfach so. Bin einfach nicht da und genieße einfach mal die Ruhe und einen schönen heißen Kaffee. Außer natürlich es ist der Paketmann! Hab vorgestern so süße Sachen für die Mädchen bestellt, auch Sandalen. Letztes Jahr hab ich den Fehler gemacht, mich erst darum zu kümmern, wenn das Wetter danach verlangte. Vieeeel zu spät!!! Eine gut organisierte Vollblutmutter weiß das natürlich und belächelt unsereins nur. Ist doch klar, dass im Mai die gängigen Größen von Kindergartenkindern längst vergriffen sind! In diese Falle tappe ich dieses Jahr nicht, ha! Ich hoffe nur, dass die Größen dann im Sommer noch stimmen, da muss man ja spekulieren wie ein Börsenfuchs. Denn wenn‘s ganz blöd läuft, sind die neuen Sandalen dann noch zu groß – und die passende Größe dann wiederum vergriffen! Oder nur so ganz fiese Quadratlatschen in Matschbraun übrig.
Wenn mir das mal einer gesagt hätte, was man als Mama alles lernen muss, mit wem man alles auskommen muss, worüber man sich täglich ärgern muss. Wirklich, ich weiß nicht, ob mir der Schritt zur Mutterschaft genauso leicht gefallen wäre, ob ich mich ebenso so unbändig auf meine neue Rolle gefreut hätte, wie ich's vor sechs Jahren tat. Unwissenheit schützt, so langsam macht dieser Spruch für mich Sinn. Aber lesen Sie selbst, wie alles begann...

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